Mit richtig altem Glas unterwegs

Analoge Fotografie, Kamera

Die Agfa Isola wurde zwischen 1927 und 1935 gebaut, gehört also zu den richtig alten Schätzen. Vor ein paar Monaten entdeckte ich sie bei den Kleinanzeigen, doch bisher war sie mehr Deko als Gebrauchsstück. Ich hatte das Gefühl, ich müsste noch ein bisschen lernen, bevor ich mich ihr stellen konnte. Und die Entscheidung war gut, denn sie ist eine etwas umständliche ältere Dame.

Wie so oft, funktionieren die langsamen Zeiten nicht mehr so richtig. 1/100 und 1/200 Sekunden tun es allerdings noch hinreichend genau. Damit ist man bei gutem Wetter prima aufgestellt. Wird es dunkler, muss man improvisieren. Die kleinste Blende ist 44, was bedeutet, dass wirklich wenig Licht durchkommt. Und dann ist es fast wie im wilden Westen, denn man öffnet und schließt die Kamera von Hand und zählt (oder lässt vom Handy zählen) die Sekunden. Die Einstellungen dazu beziehe ich aus Belichtungsapps, Googleplay sei Dank.

Als Filmmaterial nutze ich Planfilm (9×12, leider nicht mehr so geläufig, da hat Kodak mit dem 4×5″ eindeutig noch mehr Marktanteile) und Rollfilm. Entwickelt sind die folgenden Bilder in XTOL, auch da nutze ich inzwischen eine App. Erstaunlich ist die Schärfe der entstehenden Bilder. ich wurde gewarnt, dass die Bilder etwas fluffig sein könnten, doch das Gegenteil ist der Fall, sie bestechen durch eine wirklich gute Schärfe und stehen moderneren analogen Kameras in nichts nach.

Der Pferdefuß ist allerdings die Bedienung. Da ich für diese Kamera ein ebenso altes Holzstativ habe (das Gewinde ist für die aktuellen Stative zu groß, doch da wird umgerüstet werden müssen), wackelt der Aufbau ganz gewaltig. Die Arbeitsschritte sind – zumindest momentan – nur im Team sicher zu bewältigen. Vom Auswählen des Bildausschnittes über die Mattscheibe an der Rückseite, das Scharfstellen, das Einstellen der Zeiten, das Auswechseln der Rückwand auf Planfilm- oder Rollfilmträger, immer muss einer die Kamera festhalten und sicherstellen, dass sie weder umkippt, noch ihren Bildausschnitt verschiebt. Da waren vier Hände manchmal fast zu wenig.

Die nachfolgenden Bilder sind durch Negativscan entstanden und nachbearbeitet (Das Beste aus zwei Welten für mich, auch wenn manche das anders sehen. Meine Bilder, meine Regeln). Sie sind in und um meine Wahlheimat aufgenommen worden.

Alice aus der Dunkelkammer

10 Gedanken zu “Mit richtig altem Glas unterwegs

  1. DIe Bilder sehen richtig schön aus, und wackligen Aufbau sieht man ihnen jedenfalls nicht an. – Ich weiß grade nicht, ob ich das früher schon mal gesagt hatte, aber für die alten Plattenkamera-Kassetten finde ich das dünnere Orwo-Fotopapier super praktisch. Die dort übliche 9×12-Größe (statt 9×13 wie im Westen) passt meistens perfekt rein, die Rotunempfindlichkeit sorgt für ähnliche Tonwerte wie bei Glasnegativen und die Empfindlichkeit im einstelligen ISO-Bereich erlaubt auch bei größeren Blendenöffnungen lange Verschlusszeiten. Nur der Belichtungsspielraum ist bei weitem nicht so groß wie bei Negativfilm, man darf also nicht allzu weit überbelichten. Aber für Experimente, die dann auch nur einen Bruchteil eines Filmnegativs kosten, nehme ich das gern in Kauf.

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    1. Das klingt sehr gut. Positivpapier denke ich, im Keller habe ich natürlich nur das normale. Ich schau mal bei Fotoimpex nach, was die so haben. Allerdings wird das bei Indoorportraits dann schwierig, so lange kann keiner stillhalten 😉 Da nehme ich lieber Planfilm oder Rollfilm, ISO 400 😉

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    2. Ich hab mal ein wenig recherchiert. Tatsächlich kosten 50 Planfilme von Fomapan (der einzige, von dem ich 9×12 bekomme) genausoviel wie 25 Blatt vom günstigsten DPP. Leider ist Orwo wohl nicht mehr im Programm….

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